Die ELBE – ein ganz besonderes Stück Technikgeschichte Die Entwicklung vom Dampfeisbrecher zum Fahrgastschiff
Im Auftrag der königlich-preußischen Elbstromverwaltung werden acht Eisbrecher für den Dienst auf der Oberelbe von der Schiffswerft & Maschinenfabrik Gebrüder Wiemann in Brandenburg an der Havel gebaut.
Die ELBE läuft als letzter Dampfeisbrecher vom Stapel der Schiffswerft.
Mehr anzeigenDie älteren Dampfeisbrecher, wie die ELBE, schoben sich mit dem Rumpf auf das Eis, um es mit ihrem Gewicht zu zerdrücken.
Copyright: Herr FlindtDas Eis brach oft erst nach mehrmaligem Ansetzen, was als „Boxen“ bezeichnet wurde.
Der Einsatz begann möglichst weit flussabwärts ab Hamburg. Es musste gegen den Strom gearbeitet werden, damit die gelösten Eisschollen abfließen konnten.
Lauenburg war in der Vergangenheit lange Zeit der Heimathafen. Die Wasserwege rund um Lauenburg und auf dem Elbe-Lübeck-Kanal wurden von der ELBE eisfrei gehalten, damit die Warenströme nach Hamburg auch in harten Wintern erhalten blieben.
In der eisfreien Zeit waren die Eisbrecher für Schlepp- und Manövrierdienste im Einsatz.
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ersetzt die alten Dampfeisbrecher nach und nach durch leistungsstärkere Motorschiffe.
Die ELBE auf ihren letzten Einsätzen als Eisbrecher.
Copyright: Otto KuhrwahlDie ELBE wird außer Dienst gestellt, wird aber als letzter Dampfer bis 1976 als Reserve betriebsklar gehalten.
Über einen Privatmann gelangt das Schiff in den Besitz des Technikmuseums in Berlin.
Im Tausch gegen andere Exponate wird die ELBE als mittlerweile stark verwahrlostes Schiff nach Enkhuizen am Ijsselmeer in die Niederlande transportiert.
Der heutige Schiffseigner Matthias Kruse holt den heruntergekommenen Dampfer von dort auf seinen Heimatstrom, die Elbe. Wenig später beginnt die originalgetreue Restaurierung der ELBE.
Die ELBE in Medemblik/NL
Gründung des Fördervereins Dampfeisbrecher ELBE e.V. mit dem Ziel der fahrbereiten Instandhaltung des Schiffes.
Der Rumpf der ELBE im Dock.
Die ELBE wird als Fahrgastschiff für bis zu 150 Personen zugelassen und steht wieder unter Dampf.
Die ELBE bricht zu ihren ersten Gäste- und Charterfahrten auf.
Allgemeines über die ELBE
Schiffsdaten
- Schiffstyp:
- Kohlebefeuerter Dampfeisbrecher und Hilfsschlepper aus Stahl
- Baujahr:
- 1911 in Brandenburg a. d. Havel bei der Schiffswerft & Maschinenfabrik Gebrüder Wiemann
- Abmessungen:
- 30,30 x 7,45 m
- Tiefgang:
- 1,60 m
- Verdrängung:
- 193,55 t
- Pfahlzug:
- ca. 6 t
Kessel
- Typ:
- Großwasserraumkessel, schottische Bauart, 2 Flammrohre, 154 Rauch- und Ankerrohre
- Baujahr:
- 1931 in Hamburg bei Christiansen und Meyer
- Heizfläche:
- 81 m2
- Rostfläche:
- 2,5 m2
- Wasserinhalt:
- 7000 l
- Kohleverbrauch:
- 500 kg/h
- höchstzulässiger Betriebsdruck:
- 12,5 bar
Maschine
- Typ:
- Zweizylinder-Expansions-Dampfmaschine mit Kondensator
- Baujahr:
- 1911 in Brandenburg a. d. Havel bei der Schiffswerft & Maschinenfabrik Gebrüder Wiemann
- Leistung:
- 280 PS bei 180 U/min
- Drehmoment:
- ca. 11000 Nm
Propeller
- direkt angetrieben
- Typ:
- Vierblatt, Stahlguss
- Durchmesser:
- ca. 1500 mm
Hilfsmaschinen
- Rudermaschine:
- Zweizylindervolldruckmaschine, ca. 5 PS
- Universalpumpe:
- Duplexpumpe, Fabr.: Worthington, Lenz-, Speise- und Löschpumpe
- Generator:
- Einzylinderexpansionsmaschine, ca. 10 PS bei 500 U/min, Fabr.: Axien-Eisenwerke und Siemens, elektrische Leistung: 5 kW bei 110 V Gleichspannung
- Ejektor:
- Dampfstrahlpumpe zum Lenzen und Trimmen, Leistung: ca. 8 t/min
Eigner
- Matthias Kruse, Hamburg
- mit Unterstützung des Fördervereins Dampfeisbrecher ELBE e.V.